1847: Gründung und Aufbaujahre
Am 1. Mai 1847 gründet Ludwig Possehl in Lübeck seine Firma L. Possehl & Co. und beginnt mit dem Handel von Eisen und Kohle.
Die Kunden kommen zunächst aus der Region: Kohle brauchen alle Bevölkerungskreise der Hansestadt und im Umland. Die Eisenwaren werden an verschiedene Branchen wie Handwerk und Gewerbe der näheren Umgebung verkauft.
Schon bald beliefert Possehl auch die ersten industriellen Großabnehmer mit Eisenblech, Steinkohle und Generalwaren wie Nägeln und Drähten. Schon jetzt ist ein wichtiges Geschäftsprinzip, das Geschäft auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen.
Wirtschaftliche Krisen meistert Possehl dank einer stabilen Eigenkapitaldecke. Die vorsichtige Entnahmepolitik führt dazu, dass das Eigenkapital der Gesellschaft trotz der schwierigen ersten 15 Jahre auf das Siebeneinhalbfache des Startkapitals ansteigt.
1873: Entwicklung nach Europa
1873 übernimmt Emil Possehl, der älteste Sohn Ludwigs, die Führung der Geschäfte. Zu dieser Zeit beginnt die Phase der Schwerindustrie. Emil Possehl erkennt den industriellen Trend frühzeitig und richtet sein Geschäft darauf aus.
In den 1890er Jahren ist die industrielle Revolution in vollem Schwung. Emil Possehl organisiert insbesondere den schwedischen Erzabsatz in Deutschland und wird zum größten Importeur für schwedische Eisenerze.
Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges kann Emil Possehl – er ist inzwischen Senator der Hansestadt Lübeck – sein Unternehmen stark ausbauen: Er hält zumeist im Ausland gelegene Beteiligungen an Roheisen- und Stahlwerken, an Kalksteinbrüchen und Schwefelkiesgruben.
Eine unternehmenseigene Reederei übernimmt die europaweite Distribution vom hohen Norden bis hinunter nach Lissabon und Afrika.
1915 strafft Emil Possehl die Unternehmensstrukturen. Aus den bisherigen Abteilungen seines Gesamtunternehmens werden selbstständige Handelsgesellschaften. Die L. Possehl & Co. mbH wird Dachorganisation. Damit ist die Grundlage für die Organisation geschaffen, die das Unternehmen bis heute prägt: die Gliederung in eine Obergesellschaft-Management-Holding – und ihre operativen Einzelgesellschaften.
1918: Jahre der Bewährung
Der Erste Weltkrieg führt auch bei Possehl zu empfindlichen Einbrüchen. Doch dank des heimischen Kohle- und Hausbrandgeschäfts bleibt das Unternehmen überlebensfähigstabil.
Am 4. Februar 1919 stirbt Emil Possehl. Als Alleinerbin übernimmt die Possehl-Stiftung das Firmenvermögen. Die Stiftung fördert seitdem – ganz im Stiftersinne – die kulturellen, sozialen und andere gemeinnützige Aufgaben ihrer in seiner Vaterstadt Heimatstadt Lübeck.
Nach den Wirtschaftsturbulenzen der 1920er Jahre steigt die Erfolgskurve des Unternehmens wieder an. Neue Branchen und produzierende Unternehmen, Fracht- und Versicherungsagenturen gliedern sich in die Possehl Group ein. Das Kerngeschäft mit Stahl, Kohle und anderen Brennstoffen entwickelt sich aufs Neue.
In dieser Zeit entstand auch die Possehl Group in ihrer heutigen Struktur. Die Possehl-Stiftung überführte die von ihr direkt gehaltenen Unternehmen auf die L. Possehl & Co. mbH und ist seitdem nur noch an der Konzern obergesellschaft beteiligt.
Der Zweite Weltkrieg hinterlässt abermals tiefe Spuren: Das Unternehmen verliert seinen gesamten Auslandsbesitz und einen wesentlichen Teil seines Absatzmarkts. Die im östlichen Einflussbereich Deutschlands liegenden Niederlassungen gehen verloren, genauso wie die Vermögenswerte im Ausland. Auch das Verwaltungsgebäude in der Beckergrube geht in der Mitte des Krieges samt aller Unterlagen in Schutt und Asche unter.
1948: Wiederaufstieg und internationale Entwicklung
Die Possehl Group wurde durch den Zusammenbruch Deutschlands und die in Folge eingetretenen politischen Veränderungen hart getroffen. Erst die Währungsreform 1948 schafft die Voraussetzungen für einen erneuten Wiederaufbau.
Die Unternehmensführung knüpft schrittweise wieder zusammen, was von den alten Geschäftsbeziehungen noch geblieben ist. Bald kommen neue Verbindungen hinzu. Dabei kommt Possehl die vorhandeneseine Vielfalt ältigkeit von Produktions-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen sowie die zentrale Führung zugute.
In den 1950er und 1960er Jahren zieht die Geschäftstätigkeit wieder stark an. 1965 vollzieht die Possehl Group einen ersten strukturellen Wandel: Der Anteil der Handelsgeschäfte nimmt durch die Akquisition von Produktionsunternehmen ab. Allen voran der Erwerb der Heimerle + Meule GmbH, die heute noch die Obergesellschaft Führungsgesellschaft des Edelmetallgeschäfts bildet, zeichnet sich verantwortlich für diese Strukturveränderung.
1997: Possehl feiert 150-jähriges Firmenjubiläum
Insbesondere die 1980er und 1990er Jahre sind von einem starken Wachstum geprägt. Es können viele überwiegend mittelständische Unternehmen im Inland akquiriert werden. Damit einhergehend hat sich die Unternehmensgruppe stark diversifiziert, mit gleichen Anteilen an Handels- und Produktionsaktivitäten. So zählt Possehl zählt mit nahezu 5.000 Mitarbeitenden zu den 100 größten Firmen Deutschlands.
Heute: Diversifizierte, globale Unternehmensgruppe
Possehl ist heute eine global tätige und bewusst breit gestreute Unternehmensgruppe mit einem Jahresumsatz von knapp rund 5,5 Milliarden €. Euro. Rund 13.500 Menschen sind in den mehr als 200 Gesellschaften erfolgreich tätig. Aktuell bilden zehn voneinander unabhängige und weitgehend dezentral geführte Geschäftsbereiche das operative Fundament von Possehl.